Storytime

© Claudia Skopal

Ich fahre mit der Straßenbahn durch Wien, vorbei an meiner Volksschule, durch deren Tor ich vor einer Ewigkeit täglich hineingelaufen bin, vorbei an den Häusern meiner Stadt bis zur Endstation Schottenring. Die Straßenbahn schiebt sich den Weg entlang, den ich auswendig kenne. Es tut gut wieder hier zu sein. Viel zu selten schaffe ich mittlerweile den Weg vom Land in meine Stadt. Die Straßenbahn hält an, von der Endstation ist es ein beschwingter Fußmarsch zur Börse. Ich laufe die Stufen des alten Gebäudes hinauf und betrete es durch das Hauptportal. Es ist leer. Wo sind all die Menschen, die hier arbeiten? Es herrscht Stille. Vor mir liegt ein einsamer Gang, der um die Ecke führt. Ich sehe Firmenschilder und Türen, aber niemanden, den ich nach dem Weg fragen könnte. Irgendwann führt eine Prunktreppe hinunter in den Bauch des Hauses und dort finde ich auch das Lokal, das ich gesucht habe. Es ist der Abend der Buchpräsentation von „Tausendblum“, einem Kinderbuch, das ich lektoriert habe und das Niki Osl und Kristina Sprenger in mein Leben gebracht hat. Noch weiß ich nicht, was mich erwartet, könnte sein, dass ich dort fast niemanden kenne, denke ich mir. Mal sehen, ob ich zwischen all den Menschen herumstehen und verloren gehen werde. Ich trage mein schwarzes Lieblingskleid und wunderschöne Blumenspangen im Haar. Und dann bin ich da und die erste, die ich sehe ist Kristina. Sie ist hier der Star, aber sie lässt alle stehen und schließt mich in die Arme. Jetzt weiß ich, der Abend wird grandios. Und dann ist auch Niki da und begrüßt mich liebevoll und alles ist gut. 

© Claudia Skopal

Ich suche mir einen Platz hinten, wo mich niemand sieht und gebe jeder Frau, die verloren aussieht die Hand. Ich stelle mich vor, was alle zu irritieren scheint und bitte sie an meinen Tisch. Das Fernsehen ist auf der Suche nach Promis, von denen es genügend gibt. Schauspieler, die ich kenne, Schauspieler, die ich nicht kenne. Ich bin nicht gut im Promientdecken. Dafür freue ich mich, als Kristinas Hund am Tisch vorbeikommt und ich freue mich auch Kinder zwischen den Erwachsenen zu sehen. Jetzt gehe ich erstmal zur Sektbar und bin überwältigt. Die Auswahl zwischen all dieser Sorten überfordert mich. Was soll ich tun, frage ich die Frau hinter der Bar, woraufhin der Chef sagt, dass ich mich nicht entscheiden muss, ich soll ganz einfach alle kosten. Welche Erleichterung! Mit dem ersten Glas gehe ich zurück zu meinem Tisch und verfolge interessiert das Interview, dass der Verlagsleiter mit Kristina und Niki führt. Hinter mir stehen bekannte Schauspieler und hören ebenfalls zu. Als meine Jacke zu Boden rutscht, bückt sich Adriana Zartl und hebt sie liebevoll auf. Der Kellner kommt vorbei und bringt meine zweite Sorte Sekt. 

© Claudia Skopal

Dann kommt der Moment, der mich aus den Socken kippen lässt. Kristina erzählt vom Prozess des Schreibens und dann erzählt sie allen, wie ich sie durchgelotst habe, sie nennt meinen Namen und bittet um einen großen Applaus für mich. Die Menschen, die mich nicht kennen klatschen, ich werfe ihr eine Kusshand zu und mir geht das Herz über. Später bedankt sich der Verlagsleiter beim Team und nennt noch einmal meinen Namen. Wir stehen auf, wir essen und trinken. Die Agenturleiterin der Medienagentur sucht mich und will mich kennen lernen. Ich lerne zwei bezaubernde Damen einer Filmfirma kennen, die unter anderem für die ESA arbeiten, was mich sofort begeistert. Ich liebe den Weltraum, ich bin seit kurzem ein Virtual Guest der NASA. Dann erzählen sie mir noch von dem Weltraumanzug in ihrem Büro, den ich mal probieren dürfte. Ich koste mich durch das Sektangebot und begeistere die Kellner mit meiner Begeisterung für ihr Essen. Als ich Niki sehe, wünsche ich mir ein Autogramm, von Kristina auch und ein Selfie natürlich, denn immerhin haben wir zusammen ein Buch gestemmt. Bis es soweit ist, lerne ich Franz Josef Baur kennen, den ich einfach nur umwerfend finde. Wir haben ein inniges Gespräch darüber, wie die inneren Träume eines Menschen immer nach außen drängen, egal wie widrig die Umstände sind. Ich mag den Mann auf Anhieb und ich beneide ihn um seinen neongelben Nagellack. Ich wünschte es gäbe mehr Menschen wie ihn. Dann stehe ich zwischen Kristina und Niki und posiere für ein Foto. Mit diesen beiden starken schönen Frauen links und rechts von mir habe ich das Gefühl es ist alles auf dieser Welt möglich. Niki bezeichnet uns als drei Engel für Charly und so fühlen wir uns auch. 

© Jenni Koller Photography

Dann wandere ich vorbei an den Blumen und Pflanzen, die neben dem Lokal zum Kauf angeboten werden und so gut zu dem Abend passen. Schließlich gibt es Umarmungen ohne Ende, bevor ich mich in den Abend hinaus verabschiede. Wie immer sind es Bücher und Geschichten, die Menschen zusammenbringen und mir diesen liebevollen Abend beschert haben. Blessed, to be part of this story.

© Claudia Skopal

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert